Regenbogenflaggen: Mehr als ein Stück Stoff

Die Regenbogenflaggen, die wir heute hissen, sind mehr als ein Stück Stoff. Sie sind ein ganz besonderes Symbol. Doch wofür steht dieses Symbol eigentlich? Alle hier Anwesenden haben davon eine bestimmte Vorstellung und in den letzten Wochen wurde teils heftig darüber diskutiert, was diese Regenbogenflagge auf öffentlichen Plätzen zu suchen hat.
Ich möchte den heutigen Tag zum Anlass nehmen Ihnen und euch zu sagen, woran ich denke, wenn wir diese Flagge hissen.

Für mich ist die Regenbogenflagge ein Symbol der Freiheit. Und zwar der Freiheit sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. Eine Freiheit, für die wir seit Generationen kämpfen und eine Freiheit, die für viele Menschen heute vor genau 62 Jahren, nämlich am 13. August 1961 durch den Bau der Mauer beendet wurde. In der DDR-Diktatur wäre eine Veranstaltung wie die heutige undenkbar gewesen. Auch einen Verein wie queerNB hätte es in der DDR nicht geben können.

Lesbische und schwule Aktivist*innen, wie etwa Bettina Dziggel und Eduard Stapel wurden von der sogenannten Staatsicherheit verfolgt. Sie galten als Oppositionelle und damit als potenzielle Staatsfeinde. Das berichtete uns Bettina Dziggel bei ihrem Besuch im März 2020 hier in Neubrandenburg. Gemeinsam mit anderen lesbischen Aktivist*innen wollte sie in den 1980er Jahren der lesbischen Opfer des Konzentrationslagers Ravensbrück gedenken. Auf dem Weg von Berlin nach Ravensbrück wurden sie in Fürstenberg von der Polizei festgenommen und verhört.

Ähnlich unfrei leben queere Menschen heute in unserer russischen Partnerstadt Petrosawodsk. Sie können sich dort nicht organisieren, sondern gelten als „ausländischen Agenten“.

Die Diskussion um die Regenbogenflagge ist ein Kulturkampf, den wir auch heute und hier in Deutschland und Neubrandenburg spüren: Es geht darum, ob wir in einer freien und pluralistischen Gesellschaft leben wollen oder in einer Gesellschaft mit starren Grenzen und Rollenbildern, mit einem repressiven Staat, in der queere Menschen keinen Platz haben.

Ich freue mich, dass die Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg mit dem Hissen der Regenbogenflagge am Rathaus ein klares Zeichen setzt, wofür sie steht.